- Das Anliegen
- Die Antwort
-
Unwirksamer Jugendschutz
Kultur, Gesellschaft und Medien
von
16.8.2007
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
der derzeitige Jugenschutz erscheint mir unwirksam, realtitätsfremd und an dem gewünschten Ziel, die Jugend zu schützen, vorbei.
Eindimensionale Verbote und Restriktionen hindern Interessierte nicht daran, an Informationen über jugendgeschützte Medien, speziell Computerspiele heranzukommen und diese auch zu erhalten.
Aufklärung und Förderung von Medienkompetenz zum einen der Erziehungsberechtigung und führende Begleitung von Minderjährigen wäre hier weitaus sinnvoller.
Ausführlicher gehe ich hierzu in den Hintergrundinformationen ein.
Über eine ausführliche Stellungnahme würde ich mich freuen.Mit freundlichen Grüßen
Michael Meyer
Hintergrundinformationen:
Deutschland hat den härtesten Jugendschutz weltweit. Dies ist zu begrüßen, da der Schutz der Jugend wichtig und selbstverständlich ist. Allerdings sind aus meiner Erfahrung heraus die derzeitigen Maßnahmen ineffektiv und am Ziel vorbei. Das Ziel, dass Minderjährige keinen Zugang zu erwachsenen Inhalten haben sollen ist eindeutig verfehlt. Ich kenne keinen
Jugendlichen, der sich von den Jugendschutzrestriktionen davon hätte abhalten lassen das gewünschte Spiel über das Internet, dem Ausland oder von Bekannten im Ausland zu besorgen.
Das Verbot über Spiele in Zeitschriften und Onlinemagazinen zu berichten oder zu werben, welche von der USK mit keiner Jugendfreigabe versehen wurden, ist im Zeitalter des Internets mit der Vogel Strauß Taktik gleichzusetzen, denn einschlägige ausländische Onlinemagazine versorgen den Suchenden mit Trailern, Demos und aktuellen Nachrichten. Ich kann mir auch nicht vorstellen das härtere Verbote oder Gesetze daran etwas ändern, da der Rest der Welt davon unbeeindruckt und unberührt bleibt.
Der meiner Meinung nach richtige Weg, der natürlich der längerere, teuere und aufwendigere gegenüber dem einfachen Aussprechen eines einfachen Verbotes ist, ist zum einen den Erziehungsauftrag der Erziehungsberechtigten zu stärken und deren Kompetenz gegenüber der neuen Medienwelt zu fördern und zu vertiefen. Die Erziehungsberechtigten haben direkten Kontakt zu den Heranwachsenden und dadurch auch wesentlich größeren Einfluß als unwirksame Gesetze. Der Kommentar eines Bekannten aus England, als wir uns über Jugendschutz unterhielten war: "Trauen die Politiker euren Eltern nicht ?"
Weiterhin sollten Jugendliche im Heranwachsen durch Schulen und Institutionen informiert und begleitet werden um den Umgang mit den neuen Medien zu lernen und nicht selber sich diese "im stillen Kämmerchen" zu verschaffen. Vielleicht wäre ein "Medienführerschein" für Heranwachsende und auch Erwachsene ein guter Schritt in diese Richtung ?
Auch sollten die Kontrollen zum Verkauf in Geschäften automatisiert und auch überprüft werden, da auch hier, durch stichprobenartige Test belegt, zu deutliche Lücken zu verzeichnen sind. Ich finde es erschreckend und bedenklich wie weit die Gesetze zum Schutz Heranwachsender an der Realität vorbeigehen. Verbote helfen an dieser Stelle auch herzlich wenig, es hat sich immer wieder gezeigt, dass Aufklärung und Wissen mehr Schaden abwendet.
Begleitende Führung durch Erziehungsberechtigte, Schulen und staatlichen Institution sollte eigentlich selbstverständlich sein. Um es nocheinmal zu betonen, Jugendschutz ist wichtig und essentiell, allerdings ist die derzeitige Gesetzeslage hierzu ein zahnloser Tiger und sehr oberflächlich und erfüllt nur sehr begrenzt seinen Auftrag, nämlich die Jugend zu schützen.
Ich würde mir hier Maßnahmen und Gesetze wünschen, die mehr als nur eindimensionale Verbote und Restriktionen enthalten, sondern auch der Realität entsprechen und die Gesamtheit des Themas behandeln. Sozusagen mehr als nur "computerspiele sind böse".
Frau Bundeskanzlerin, wie wollen Sie dies erreichen ?Bisheriges Ergebnis.
abgegebene Stimmen: 377
durchschnittliche Meinung: 4.32 Sterne
- Das Anliegen
- Die Antwort
-
Antwort auf "Unwirksamer Jugendschutz"
Kultur, Gesellschaft und Medien
aus dem Bundeskanzleramt
Sehr geehrter Herr Meyer,
die Verantwortung für den Jugendschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Bund und Länder können lediglich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen effektiven Kinder- und Jugendschutz schaffen.
Insofern haben Sie durchaus Recht mit Ihrem Anliegen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssen sensibilisiert werden und den richtigen Umgang mit den Medien lernen.
Hier stellt die Bundesregierung bereits jetzt ein umfangreiches Angebot zur Verfügung. Um Eltern und Erziehende bei der Einschätzung des Medienkonsums ihrer Kinder zu unterstützen, werden Ratgeber zum Umgang mit Computer, Computerspielen, Internet und Fernsehen herausgegeben.Bereits seit 2003 läuft die Kampagne „SCHAU HIN! Was deine Kinder machen“. Hier erhalten Eltern Tipps und Anregungen zum richtigen Umgang mit den elektronischen Medien. Die Bundesinitiative „Jugend ans Netz“ hat die Grundlagen für die informelle Bildung Jungendlicher im Internet geschaffen. Das Nachfolgeprojekt „Jugend online“ entwickelt auf dieser Basis neue Impulse und soll damit die Medienkompetenz junger Menschen stärken.
Die Annahme dieser Angebote kann jedoch nicht zwangsweise angeordnet werden. Hier müssen sich die Betroffenen ihrer jeweiligen Verantwortung bewusst sein.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/Politikbereiche/kinder-und-jugend,did=6212.html
Bitte beachten Sie auch unsere Antwort zum Thema in der 15. Kalenderwoche.
Mit freundlichen Grüßen
- Download
- Antworten
- Alle Antworten auf www.direktzurkanzlerin.de werden im Auftrag der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung verfasst.
- Formales
-
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsbedingungen.
Für den Inhalt der veröffentlichten Beiträge ist ausschließlich der jeweilig genannte Autor verantwortlich.